Eigenvorsorge
Auch wenn das Land Thüringen technische Hochwasserschutzanlagen plant und umsetzt, sollte Sie sich bewusst sein, dass ein vollständiger Schutz nie gesichert werden kann. Extremsituationen bei Hochwasser können Sie in eine Risikosituation bringen. Beispielsweise können Dammbrüche, Verstopfungen von Abflüssen und Kanalisation oder schlicht menschliches Versagen nie vollständig ausgeschlossen werden. Auch Starkregenereignisse können eine Bedrohungslage verursachen. Besonders Grundstücke am Hang, in einer Mulde oder im Tal sind potentiell gefährdet.
Sich dessen bewusst zu sein und ein Mindestmaß an Vorsorge zu leisten, ist daher angebracht. Auch der Gesetzgeber sieht Maßnahmen zur Eigenvorsorge vor. So steht im §5 Abs. 2 des Wasserhaushaltsgesetzes: Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, insbesondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupassen.
So können Sie sich informieren und vorsorgen:
Wissen, wo Sie sich informieren können
Informationen sind das A und O. Frühzeitige Informationen geben Ihnen Zeit für die Vorbereitung im Ernstfall. Aktuelle Wettermeldungen erhalten Sie in den bekannten Kanälen wie Rundfunk und Videotext (Für die Weiße Elster im MDR-Fernsehen Seite 535 und 536) aber auch im Internet. Für den Raum Thüringen bietet die Hochwasser Nachrichten Zentrale aktuelle Informationen zu den Pegelständen. Den Link dazu finden Sie auf der Internetseite der Hochwassernachrichten Zentrale von Thüringen.
Wissen, was im Ernstfall zu tun ist
Kündigt sich ein Hochwasser an, bleibt nicht viel Zeit zum Handeln. Überdenken Sie deshalb langfristig im Voraus, was im Ernstfall zu tun ist. Ein Notfallplan hilft, Menschen, Tiere, ideelle Wertgegenstände und Sachwerte zu sichern. Halten Sie sich bewusst, dass der Schutz von Menschenleben immer oberste Priorität hat. Bringen Sie im Ernstfall zuerst Kinder, Kranke und Senioren in Sicherheit. Ein Notfallkoffer kann Ihnen während des Ereignisses helfen.
Ein Notfallkoffer beinhaltet die wichtigsten Gegenstände, für die Zeit, in der Sie ihre Wohnung verlassen müssen:
- Erste Hilfe Material
- Persönliche Medikamente
- Wichtige persönliche Dokumente (wasserdicht verpackt)
- Hygieneartikel (z.B. Zahnbürste und -pasta, Seife, Toilettenpapier, Feuchttücher)
- Verpflegung für zwei Tage in staubdichter Verpackung (ggf. Kocher und Topf)
- Wasserflasche
- Essgeschirr und –besteck
- Dosenöffner
- Ladenkabel oder Ersatzakku für Ihr Mobiltelefon
- Rundfunkgerät mit UKW und Mittelwelle – für Batteriebetrieb geeignet – mit Reservebatterien
- Taschenlampe mit Reservebatterien
- Schlafsack oder Decke, evtl. Isoliermatte
- Wechselkleidung
- Sicherung Ihres Gebäudes
Sicherung Ihres Hauses
Informieren Sie sich, wie Sie ihre Immobilie gegen Wasser schützen. Neben Sandsäcken können zumeist Schutzelemente an Fenstern und Türen angebracht werden. Auch besteht die Gefahr, dass Oberflächenwasser oder Abflusswasser von Sanitäranlagen in ihr Haus zurück strömt. Um dies zu verhindern können Gebäude mit einer Rückstauklappe ausgestattet werden. Gebrauchsfertige Schutzeinrichtungen werden von verschiedenen Firmen angeboten, ansonsten besorgen Sie sich die erforderlichen Materialien selbst.
Sandsäcke, Sperrbalken, Verankerung und Sperrputz zur Abdichtung können Sie sich problemlos im Baumarkt besorgen. Um die Überlastung der Kanalisation zu verhindern helfen Rückstauklappen. Diese sind fest in Ihrer Rohrleitung verankert und ermöglichen mechanisch den Wasserfluss lediglich in eine Richtung. Sollten Sie keine derartige Vorrichtung haben, kann im drohenden Notfall die Toilettenschüssel abmontiert und das Abflussrohr mit einem sogenannten Verschlussteller geschlossen werden. Lassen Sie sich für den Ernstfall beraten.
Abstellen Ihre Stromversorgung und Heizanlage
In überfluteten oder potentiell überfluteten Bereich Ihres Hauses soll der Strom abgeschaltet werden. Sorgen Sie dort gegebenenfalls für eine Notbeleuchtung. Schützen Sie außerdem Ihre Heizanlage und stellen Sie diese rechtzeitig aus, damit Brenner oder Thermen ausgebaut werden können. Vergessen Sie bei Gasheizungen nicht die Ventile zu schließen. Informieren Sie sich über aktuelle Telefonnummern der örtlichen Entstörungsdienste für Strom, Gas, Wasser und gegebenenfalls Fernwärme.
Absicherung Ihrer Heizöltanks
Ungesicherte Heizöltanks können bei Hochwasser zu schwimmenden Pontons werden und im Unglücksfall durch austretendes Öl große Schäden an Inventar und Gebäude verursachen. Sichern Sie daher ihren Tank gegen Aufschwimmen. Im Ernstfall kann der Tank geflutet werden, um den Auftrieb zu verringern. Halten Sie sich bewusst, wie der Tank und die Lüftungsrohe geschlossen werden können.
Sicherung Ihres Inventars
Passen Sie bei eine eintretenden Gefahrenlage die Nutzung ihres Hauses an. Sind mehrere Stockwerke vorhanden, verlagern Sie wertvolle Gegenstände wie Computer oder Fernseher in höhere Ebenen. Fahren Sie PKW und sonstige Fahrzeuge aus hochwassergefährdeten Garagen und Grundstücken.
Finanzielle Absicherung
Elementarschadenversicherungen werden von allen großen Versicherungen angeboten. Die Kosten beim Kunden ergeben sich vorrangig aus der Größe und der Lage des Versicherungsobjektes innerhalb eines Zonierungssystems für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen.
weiterlesen… Nach Angaben des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft wird die Elementarschadenversicherung als optionaler Zusatzbaustein zur Wohngebäude- und Hausratversicherung angeboten und kann auch nur in Kombination mit einer dieser beiden Versicherungen abgeschlossen werden. Die Versicherung übernimmt in der Regel die Kosten für Reparaturen im und am Haus und Nebengebäuden, für die Trockenlegung und Sanierung des Gebäudes, den eventuellen Abriss sowie für Konstruktion und Bau eines gleichwertigen Hauses. Weitere Informationen dazu finden Sie beispielsweise bei der Verbraucherzentrale Thüringen.
Beobachtung Ihres Umlandes
Überprüfen Sie in naheliegende Bäche und Flüsse dahingehend, ob der Wasserabfluss ungehindert möglich ist. Sollten Sie Aufstauungen und Erosionserscheinungen bemerken, benachrichtigen Sie Ihre Gemeinde. Für die Gewässer erster Ordnung, wie der Weißen Elster ist das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz zuständig.
Engagieren Sie sich
Im Notfall können durch die gut organisierte Zusammenarbeit in ihrer Gemeinde womöglich große Schäden vermieden werden. Die lokalen Verwaltungsbehörden und die Polizei haben gemeinsam die Aufgabe der Gefahrenabwehr. Sie treffen hierbei auch Vorbereitungen, um künftige Gefahren wie Hochwasserereignisse abwehren zu können. Informieren Sie sich, wie diese Maßnahmen für Ihre Umgebung aussehen und bringen Sie sich konstruktiv ein. Unterstützen Sie beispielsweise die Freiwillige Feuerwehr Ihrer Region.
Weitere Information
Das Bürgerinformationsblatt der Stadt Gera listet die örtlichen Informationsquellen sowie Maßnahmen der Prävention, für den Ernstfall und nach dem Hochwasser. Den Link dazu finden Sie hier.
Aktuelles zum Hochwasserschutz in Thüringen und zu Maßnahmen der Eigenvorsorge hat das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz im Thüringer Landesprogramm Hochwasserschutz 2022-2027 veröffentlicht. Den Link dazu finden Sie hier.
Für weitere Informationen hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Hochwasserschutzfibel veröffentlich (9., überarbeitete Auflage, Stand 2022), die sich mit dem Objektschutz und baulicher Vorsorge eingehend beschäftigt. Den Link dazu finden Sie hier.