Glossar

Hier finden Sie die wichtigsten Begrifflichkeiten aus der Hochwasser- und Gewässerschutzplanung erläutert und in alphabetischer Reihnfolge gelistet. Das Glossar wird stetig erweitert.

Flurneuordnungsverfahren

Flurneuordnungsverfahren (auch: Flurbereinigungsverfahren) werden in der Regel angestrebt, um die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern, indem Eigentumsverhältnisse neu geordnet werden. Ergeben sich im Zuge dieser Neuordnung neue Wege- oder Gewässerverläufe, werden damit verbundene Maßnahmen im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens geplant und umgesetzt. Grundlage für die Neugestaltung des ländlichen Grundbesitzes ist das Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) und das Landwirtschaftsanpassungsgesetz (LwAnpG). Zuständig für das Planungsgebiet Gera Cubabrücke bis Landesgrenze Sachsen Anhalt ist das Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera. Weitere Informationen zum Flurneuordnungsverfahren finden Sie auf der Internetseite des Landes Thüringen.

HQ20 und HQ100

Hochwasser werden zumeist mit einer statistischen Bewertung versehen. Grundlage sind langjährige Messreihen der Durchflussmenge an den Pegeln. Diese Durchflussmenge bezeichnet man in der Hydrografie mit „Q“ (aus lat. quantitas, Menge) und das Hochwasser mit „H“, daher hat sich für die Bezeichnung der Hochwasser die Notation „HQ“ eingebürgert. „HQ100“ beispielsweise bezeichnet ein statistisch gesehen alle 100 Jahre auftretendes Hochwasserereignis, ein „Jahrhunderthochwasser“. Ein „HQ20″ entspricht einen Hochwasserereignis, welche statistisch gesehen alle 20 Jahre auftritt. Die statistische Berechnung bedeutet nicht, dass ein entsprechendes Hochwasserereignis nicht auch häufiger auftreten kann, da lediglich Aussagen aus der Vergangenheit als Bemessungsgrundlage dienen. Weitere Informationen finden Sie hier. 

Mäander

Mäander ist die Bezeichnung einer Flussschlinge in einer Abfolge weiterer Flussschlingen, wie sie sich in unbefestigten Fließgewässerabschnitten auf natürliche Weise bildet. Der Radius eines Mäanders wird durch Erosion an der Kurvenaußenseite und Sedimentation an der Kurveninnenseite ständig größer, bis es zu einem Durchbruch kommt. Danach wird der Mäander zum Altarm und verlandet. Die Intensität des Mäanderns eines Fließgewässers hängt von der Beschaffenheit des Untergrundes und der Fließgeschwindigkeit ab. Weitere Informationen finden Sie hier. 

Retentionsfläche

Die Ausbreitungsflächen bei Überschwemmungen werden als Retentionsflächen bezeichnet. Sie können entweder künstlich durch wasserbauliche Maßnahmen angelegt werden oder sie sind eine natürliche Gegebenheit. Aufgabe der Flächen ist der Rückhalt (Retention) des Abflussvolumens während eines Hochwasserereignisses. Die zurückgehaltenen Wassermassen werden mit einer Zeitverzögerung wieder an das Gewässer abgegeben. Die Retention einer Fläche hängt entscheidend von den Grundwasserschwankungen, vom Aufbau des Bodens und vor allem von der Vegetationsart ab. Die Wirkungsgrad ist umso größer, je geringer das Geländegefälle ist. Für eine wirksame Dämpfung der Hochwasserwellen ist eine gezielte Bewirtschaftung der Retentionsflächen notwendig. Dazu sind umfangreiche Deichanlagen und gesteuerte Aus- und Wiedereinleitungsbauwerke unerlässlich. Zu Beginn der Hochwasserwelle muss der Rückhalteraum freigehalten werden, um schließlich die Spitze der Welle kappen zu könne. Weitere Informationen finden Sie hier.

Scharte

Deichscharte nennt man die Öffnung in einem Deichkörper, durch die eine Straße, eine Eisenbahnlinie oder ein sonstiger Verkehrsweg führt. Eine Deichscharte ist niedriger als die an beiden Seiten anliegende Deichkrone, da sie den Anforderungen der Fahrgeometrie angepasst sein müssen. Im Normalfall leisten die Deichscharten damit einen Hochwasserschutz entsprechend HQ20. Im Fall eines größeren Hochwasserereignisses wird die Straßenöffnung für den Verkehr gesperrt und über Dammbalken geschlossen, um das Schutzziel HQ100 zu erreichen. Weitere Informationen finden Sie hier.

schlafende Ufersicherung

„Schlafende Ufersicherungen“ bezeichnen eine Bauweise zur Absicherung der Uferbereiche gegen eine erst später eintretende Erosion. Dabei wird zunächst ein Korridor festgelegt, in dem sich der Gewässerverlauf auf natürliche Weise entwickeln kann. Erst wenn der Gewässerrandstreifen innerhalb dieses Korridors durch Erosion abgetragen wurde, aktivieren sich die schlafenden Ufersicherungen, um ein weiteres Ausufern des Flussverlaufes zu verhindern. Als Beispiel können massive Steinschüttungen vergraben werden.

Siel

Ein Siel ist ein verschließbarer Gewässerdurchlass in einem Deich. Meist ermöglicht ein Siel das Abfließen von Binnengewässer in den Fluss, verhindert aber das Eindringen von Wasser in das Binnenland. Das Schließen erfolgt normalerweise durch höheren Druck bei höherem Wasserspiegel auf der Flussseite, das Öffnen durch höheren Druck von der Binnenseite bei niedrigem Wasserstand auf der Flussseite. Ein Siel ist also ein Ventil zur passiven Entwässerung des hinter dem Deich gelegenen Binnenlandes. Weitere Informationen finden Sie hier.

Strahlursprünge

„Strahlursprünge“ sind Gewässerabschnitte in einem guten bis sehr guten ökologischen Zustand, von denen aus die anspruchsvollen Arten angrenzende Gewässerabschnitte besiedeln können. Strahlursprünge sollen eine Mindestlänge aufweisen, um den nötigen „Überschuss“ an empfindlichen Organismen produzieren zu können, der auf benachbarte, ökologisch-schlechtere Strecken ausweicht.  Der „Strahlweg“ ist die Gewässerstrecke, in die die Organismen ausgehend vom Strahlursprung einwandern (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW)